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Musicalpremiere "Anita und Friederike" am 05.05.2022

Begrüßungsansprache des Schulleiters, Herrn LGED Böken, zur Musical-Premiere am 05.05.2022:

Liebe Schüler*innen,
liebe Eltern, Großeltern, Verwandte und Freunde,
liebe aktive und ehemalige Kolleg*innen,
liebe Freund*innen unserer Schule,
sehr verehrte Damen und Herren,

ich freue mich sehr, euch und Sie heute nach sehr sehr langer Corona bedingter Einschränkung und Verzicht auf viel Liebgewonnenes zu einem Ereignis willkommen zu heißen, welches für diese Schule trotz ihrer mittlerweile nahezu 31-jährigen Geschichte eine mehrfache Premiere ist. Und das nun auch endlich wieder bei ziemlich voll besetzter Aula!

Die Geschichte unserer Namensgeberin Anita Lichtenstein ist in den vielen Jahren immer wieder erzählt worden. Heute wird sie wieder erzählt, aber ganz anders. Schüler*innen haben gemeinsam mit unseren Musikkolleginnen Severine Joordens und Maria Slagboom ein Musical getextet und komponiert.

Als ich vor nicht einmal einem Jahr von der Idee erfuhr, war ich sofort fasziniert, wähnte die Realisierung wegen des großen Aufwands aber wesentlich weiter in der Zukunft, da in Schule ja bisweilen auch andere Themen auf der Tagesordnung stehen und man nicht zu allen Zeiten einfach mal eben proben kann. Ich bin daher ausgesprochen erfreut, dass die Gruppe das in meiner Meinung nach ultrakurzer Zeit umgesetzt hat! Hierfür schon an dieser Stelle ein großes Dankeschön im Namen der Schulgemeinde und ich denke auch in Ihrem Namen an das gesamte Team!

Immer dann, wenn ich in den letzten Wochen Teile der Proben mitbekommen habe, war ich von der extrem hohen Motivation der Kolleginnen und der teilnehmenden Schüler*innen begeistert. Und, ich übertreibe nicht, ich hatte an einigen Stellen auch kleine Tränen in den Augen. Ihr habt eine ganz tolle Leistung vollbracht, und das werden heute Abend alle Anwesenden in wenigen Augenblicken erleben können! Ich bin wirklich stolz auf das Team, es hat in sehr kurzer Zeit ein wirklich tolles Projekt realisiert!

Ein ganz besonderer Willkommensgruß gilt auch heute Ihnen, liebe Frau Goertz, als Freundin unserer Namensgeberin Anita Lichtenstein, Ihrer Tochter und Ihrem Schwiegersohn. Es ist schön, dass Sie nun auch wieder physisch unser Gast sein können und nicht nur per Videoübertragung zugeschaltet sind. Wir wissen, dass dieser Abend für Sie heute kein einfacher ist, zumal Sie auch aktiv in das Stück einbezogen werden. Umso mehr danken wir Ihnen für die Unterstützung des Projekts und für die enge Verbundenheit mit dieser Schule über eine Strecke von über 30 Jahren!

Ich freue mich, dass auch die erste Bürgerin unserer Stadt heute Abend unser Gast ist. Liebe Frau Ritzerfeld, seien Sie uns als Bürgermeisterin, aber auch als Mutter einer Akteurin des heutigen Abends herzlich willkommen! Ihre Tochter hatte ja bereits gestern die Gelegenheit, das Projekt in der WDR-Lokalzeit Aachen vorzustellen, und ich meine, Maja hat das prima gemacht! Dieses Willkommen schließt aber ausdrücklich auch die herzlichsten Glückwünsche anlässlich Ihres heutigen Geburtstages mit ein. Sie gehören ab heute zu den wenigen Menschen, denen eine Musical-Premiere zum Geburtstagsgeschenk gemacht wird.

<<<< Falls anwesend! >>>>
Ein herzliches Willkommen gilt unserem Gründungsschulleiter, Herrn Klaus Braun. Lieber Klaus, du hast die Namensgebung dieser Schule gleich nach Gründung zusammen mit Hermann Wassen auf den Weg gebracht, du erlebst heute, wie lebendig Anita Lichtenstein in den Herzen der Schulgemeinde bleibt!
<<<< Ende! >>>>

Diese Schule hat einen Namen, den sie nicht nur sehr früh nach ihrer Gründung erhalten hat, sie nimmt diesen Namen auch als täglichen pädagogischen Auftrag ernst und trägt ihn mit Stolz. So haben wir in den vielen Jahren seit 1991 auch immer wieder durch Veranstaltungen unterschiedlichster Art auf die für uns unermesslichen Schandtaten, die in deutschem Namen im letzten Jahrhundert verübt worden sind, aufmerksam gemacht. Dies geschah nicht, um den heute lebenden Generationen ein Schuldgefühl zu suggerieren. An dem, was damals geschehen ist, sind wir nicht schuld. Wir alle machen uns aber heute, jetzt, hier schuldig, wenn wir die Schandtaten ad acta legen und nicht erinnern. Es ist die Aufgabe jedes Einzelnen von uns, alles zu tun, damit sich ähnliche Ereignisse nicht wiederholen.

Und dass der Mensch dazu neigt, historische Erfahrungen trotz aller Grausamkeiten zu vergessen, hat uns die Zeit seit dem 24. Februar dieses Jahres wieder äußerst schmerzhaft gelehrt! Dass die Premiere heute in eine Zeit fallen wird, die wieder einmal hautnah deutlich spüren lässt, wie wenig der Mensch aus den schlimmen Ereignissen des letzten Jahrhunderts redundant verinnerlicht hat, konnte zu Beginn des Projekts nicht erahnt werden. So sind unsere Gedanken heute Abend auch bei den Menschen in der Ukraine, die seit Februar dem blanken Terror ausgesetzt sind, sowie bei den Menschen, die auf beiden Seiten des Konflikts ihre Angehörigen beweinen müssen.

Der gestrige Tag mit der Fortführung des Strafverfahrens wegen der Schändung des jüdischen Friedhofs im Dezember 2019 hat wieder einmal direkt vor unserer Haustür gezeigt, dass antisemitische Tendenzen allgegenwärtig sind. So lautete trotz heftigster Proteste und auch mehrerer Gespräche mit Verantwortlichen die Anklage immer noch auf Störung der Totenruhe und Sachbeschädigung, d. h. der antisemitische und damit volksverhetzende Charakter dieser Straftat wurde nach wie vor nicht angeklagt. Ich habe nach dem Prozessauftakt 2021 gesagt, dass ich mich für diese Art der Strafverfolgung schäme, ich wiederhole das in aller Deutlichkeit auch hier und heute!

Ich weiß, dass es zumindest am Beginn des Musical-Projekts auch Bedenken gegeben hat, ob denn diese Form der Auseinandersetzung dem Thema wirklich angemessen ist. Hierzu kann ich sagen, dass ich diese Zweifel nie hatte. Für die nachwachsenden Generationen ist es m. E. wichtig, dass ihnen auch in dieser Thematik möglichst viele Wahrnehmungskanäle angeboten werden, um das eigentlich Unfassbare zu verinnerlichen. Als Andrew Lloyd Webber Anfang der 1970er-Jahre das Musical „Jesus Christ Superstar“ auf die Bühne brachte, gab es in der kirchlichen Welt ähnliche Bedenken, die sich jedoch meines Wissens in keiner Weise bestätigt haben.

Kein Bereich spricht so viele Kanäle integrativ an, wie die Musik: Hören, Sehen, Bewegen, Planen, Feinmotorik und Emotionen. Musik fesselt, die Akteure des heutigen Abends haben gemerkt, welche Stärke ein gemeinsames Ziel für die Gruppe erzeugen kann. Die Schüler*innen, die heute Abend auftreten, haben sich im Laufe der Probemonate verändert, das Projekt stellt einen ganz wesentlichen Beitrag zur Persönlichkeitsbildung dar, die aktive Beschäftigung mit der Musik erhöht die kognitiven Fähigkeiten und schult emotionale und soziale Kompetenzen.

Der bekannte Mannheimer Künstler Bülent Ceylan hat vor wenigen Monaten ein ähnliches Projekt mit Kindern einer Berliner Grundschule durchgeführt, welches im letzten Monat im ZDF unter dem Titel "Don't stop the music" ausgestrahlt worden ist und in der ZDF-Mediathek auch noch verfügbar ist. Ich kann diesen Mehrteiler wirklich nur empfehlen! Die beteiligten Grundschulkinder, die vor Projektstart noch keinerlei Instrumental- oder Gesangsausbildung hatten, haben sich zum Projektende, einem Konzert in der Konzerthalle am Berliner Gendarmenmarkt, nahezu alle geäußert, dass Sie dieses Erlebnis ein Leben lang erinnern werden. Und genau das wünsche ich auch den Akteuren des heutigen Abends!

Ich hatte Bülent Ceylan nach der ZDF-Ausstrahlung im April unser Projekt vorgestellt. Er wäre heute Abend als Überraschungsgast hier, wenn er nicht in Bayern auf Tour wäre. Bülent Ceylan hat sich aber auf seine ganz eigene Weise in den heutigen Abend eingebracht, womit ich das Team schon vorgestern überrascht habe.

Ein herzliches Dankeschön an Bülent Ceylan und Grüße nach Bayern! Ebenso herzlich danke ich darüber hinaus nochmals allen, die vor und hinter den Kulissen an der Gestaltung des heutigen Abends mitgewirkt haben, allen voran Severine Joordens, Maria Slagboom, Alfons Joordens-Stijnen für die Begleitung, Andrea Zeidler für die Kostüme und die Maske, Dr. Martin Kerkhoff für die Recherchearbeit und Yannick Behrendt von den Vibes-Builder-Studios in Erkelenz für die Technik!

Der verantwortliche WDR-Redakteur, der gestern die gesamte Generalprobe miterlebt hat, hat mir heute Morgen geschrieben: „Ich wünsche Dir und deiner der Schule heute eine tolle Premiere. … Und belasst es nicht bei diesem einen Auftritt.“

Botschaft verstanden! Wir werden sehen!

So, nun genug der Worte! Ich wünsche uns allen einen schönen und unvergesslichen Abend trotz des ernsten Themas und bitte bereits an dieser Stelle um einen kleinen oder großen Obulus zu Gunsten der Projektarbeit der Schule, den Sie nach der Veranstaltung gerne geben dürfen, bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und übergebe an Frau Joordens, die auch ein paar einleitende Worte sagen möchte!