Stolpersteinverlegung 03. Juni 2014
03. Juni 2014 - Verlegung von 20 Stolpersteinen
Sittarder Str. 28
Familie Wilhelm Gottschalk u. Friederica, geb. Roos, wohnte mit ihren vier Kindern in diesem Haus. Ehefrau Friederica starb am 28. Feb. 1937. Sie war die letzte, die auf dem jüd. Friedhof in Geilenkirchen beerdigt wurde, allerdings nicht unter Mitwirkung des städt. Totengräbers, dem dies von Nazis verboten war. Wilhelm Gottschalk, geb. 1873 und von Freunden „Ketsche Will“ genannt, betrieb einen Viehhandel und mit seinem Sohn Alwin das Textilfachgeschäft Wi-GoSo im Stadtzentrum (Stolperstein Nr. 8). Er wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert, dann weiter nach Treblinka. Er starb dort am 21. Sept. desselben Jahres. Tochter Frieda Ida floh bereits 1935 nach Palästina, Sie lebte dort in einem Kibbuz, gefolgt 1937 von ihrer Schwester Flora.
Diese heiratete dort einen auch aus Deutschland stammenden Juden. Ihre beiden Kinder leben heute mit ihren Familien in Israel. Tochter Flora floh 1937 nach Paraguay, heiratete dort u. starb im Nov. 2012 im hohen Alter von 107 Jahren.
Sittarder Str. 50
Joseph Baum u. seine Frau Johanna, geb. Marx, führten dort ein Handelsgeschäft für Landesprodukte u. Dünger. Aufgrund des Boykotts durch die Nazis zogen 1935 Sohn Leo mit Frau Erna, geb. Roos, mit Familie aus Hünshoven in das elterliche Haus. Bereits 1936 zog die Familie mit den 10 u. 11 Jahren alten Söhnen Bernhard u. Otto nach Aachen in die Anonymität der Großstadt. Johanna Baum starb 1938 in Hülchrath/Grevenbroich, Joseph im Jan. 1939 Neuß bei Tochter Jenny (Martha) Wolf, Jenny 1941 im Lager Riga, Ehemann Siegfried und die beiden Söhne auch in Riga bzw. Sobibor. Nach der Pogromnacht wurde Leo Baum in Buchen- wald interniert, kam nach wenigen Wochen als gebrochener Mann zu seiner Familie und floh über die „grüne Grenze“ nach Belgien. Im Februar 1939 schickte die Mutter ihren beiden 11 und 12 Jahre alten Söhne alleine nach Belgien, folgte ihren Kindern nach kurzer Zeit, weil die Ausreise in die USA gescheitert war.
Mit dem überfall Deutschlands auf Belgien wurde der Vater nach Südfrankreich deportiert. Im Okt. 1941 floh die Mutter mit den Söhnen auch nach Marseille, in die Nähe des Lagers, in dem ihr Mann interniert war. Im Aug. 1942 wurden die Eltern nach Auschwitz deportiert u. starben dort. Otto wurde 1943 in die Schweiz „geschmuggelt“, 1944 schaffte es der 16jährige Bernhard alleine dorthin. Im Sept. 1945 kamen die Brüder nach Palästina. Dort leben sie heute mit Kindern, Enkeln u. Urenkeln.